Wiederentdeckt: Der Leipziger Architekt Otto Fischbeck (1893–1970)

Die beiden Stadtteilbibliotheken in Plagwitz und der Südvorstadt sind vielen Leipziger*innen vertraut. Doch über ihren Architekten Otto Fischbeck war nur noch wenig bekannt.
Der Planergruppe ZEITRAUM–ORT – Claudia Lenz, Michael Lenz, Heiko Müller und Roland Beer – ließ das keine Ruhe. Sie begaben sich auf eine Spurensuche rund um die Welt – in Deutschland, Israel, Südafrika und Hongkong.
Ihr Ausgangspunkt war das Buch „Otto Fischbeck“, das 1930 in der Reihe „Neue Werkkunst“ erschienen ist. Darin werden viele Arbeiten Fischbecks von 1925 bis 1930 gezeigt, aber nur wenig Konkretes zu seiner Biographie berichtet. In der weiteren Recherche gab es dann drei entscheidende Funde, von denen ausgehend große Teile des Lebens und Werks Otto Fischbecks rekonstruiert werden konnten.
Der erste Fund war eine Karteikarte aus einem Archiv in Washington. Darauf war zu finden: Geboren am 17.08.1893 in Leipzig-Neuschönefeld. Aber auch, dass das NS-Regime dem Architekten seine deutsche Staatsbürgerschaft entzogen hat. Was war passiert? Hatte er das dritte Reich überlebt? Seine Spuren in Deutschland verlieren sich ab 1933. Die Antwort darauf gab die zweite wichtige Entdeckung – eine Internetseite über südafrikanische Architektur: Ab 1938 arbeitete Fischbeck in Johannesburg als Architekt.
Und schließlich ergab die Suche in südafrikanischen Archiven, dass es in Hongkong einen noch lebenden Sohn Fischbecks gibt. Die Kontaktaufnahme mit ihm war eine Quelle für viele persönliche Informationen und Fotografien. So bekam der Name „Otto Fischbeck“ wieder ein Gesicht.
Nach und nach zeigte sich das Bild eines Mannes, der nicht nur ein guter Architekt war, sondern der auch eine klare Haltung als Mensch zeigte. Fischbeck emigrierte 1934 wegen Konflikten mit dem nationalsozialistischen Regime nach Palästina und 1938 weiter nach Südafrika. Dort bemühte er sich erfolgreich um seine Berufszulassung als Architekt. Aber er kämpfte auch als Freiwilliger von 1940 bis 1942 in der Südafrikanischen Armee in Nordafrika und rief in einem offenen Brief alle Emigranten auf, den Kampf gegen „Hitler und seine Mörderbande“ aufzunehmen.
Die aktuelle Ausstellung zeigt vor allem Fischbecks architektonisches Werk in Deutschland und Südafrika, soweit es bisher rekonstruiert werden konnte. Weitere Forschungen sind nötig, um vorhandene Lücken zu schließen. Dies gilt auch für Fischbecks Biographie. Beispielsweise kann zu seiner Ausbildung noch wenig gesagt werden. Und auch über seine Zeit in Palästina 1934 bis 1938 gibt es bisher nur wenige Informationen.
Aus Briefen an Otto Fischbeck ist bekannt, dass im Jahre 1939 die Nationalsozialisten die Plakette, auf der sein Name genannt war, von der Bibliothek in der Südvorstadt entfernt haben. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn bei der anstehenden Sanierung der Bibliothek eine entsprechende Tafel wieder angebracht werden könnte.
Die Ausstellung „Otto Fischbeck – Ein Architekt aus Leipzig“ ist in der Bibliothek „Georg Maurer“ in der Zschocherschen Straße 14 noch bis zum 17. Juli 2019 zu sehen. Danach wird die Ausstellung vom 20. Juli bis zum 27. September 2019 in der Bibliothek „Walter Hofmann“ in der Südvorstadt, Steinstraße 42, gezeigt.

Foto: Roland Beer
Einer der wichtigsten Bauten Otto Fischbecks in
Leipzig: die Stadtteilbibliothek Plagwitz in der Zschocherschen Straße 14.