1833 kam der Nationalökonom Friedrich List nach Leipzig, das er „Herzkammer des deutschen Binnenverkehrs, des Buchhandels und der deutschen Fabrikindustrie“ nannte, um hier den Bau der ersten Überlandbahn zu betreiben. Im selben Jahr veröffentlichte er seine Schrift „Über ein sächsisches Eisenbahnsystem“, in dem er die unermesslichen Vorteile der Eisenbahn für Handel, Fabriken und Bergbau aufzeigte. Die erste Strecke sollte von Leipzig nach Dresden führen, List hatte die Route bereits zu Fuß und per Wagen erkundet. Er entwarf einen Operationsplan und warb unermüdlich für sein Vorhaben.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, auch Verspottung und Verhöhnung, fand List schließlich engagierte Mitstreiter: die Leipziger Kaufleute Gustav Harkort, Albert Dufour-Feronce und Karl Lampe sowie den Bankier Wilhelm Seyfferth. Sie griffen Lists Idee der Fernbahn auf, entkräfteten die Vorbehalte und gründeten die „Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie“.
Die Eisenbahnlinie Leipzig-Dresden entstand, Ausgangspunkt wurde der Dresdner Bahnhof – dort, wo heute die Osthalle des Leipziger Hauptbahnhofes steht. Am 27. April 1837 fuhr die Lokomotive „Blitz“ auf der ersten Teilstrecke bis nach Althen, am 7. April 1839 – vor 180 Jahren – konnte dann die Gesamtstrecke von Leipzig nach Dresden eröffnet werden. Mehr als drei Stunden brauchte die Eisenbahn für eine Fahrt.
Am 9. April 1839 begann der fahrplanmäßige Betrieb: mit 16 Lokomotiven und Wagen in drei Klassen. Lediglich die Wagen der 1. Klasse waren geschlossen, in der 2. Klasse nur überdacht und in der 3. Klasse offen. Täglich verkehrten zwei Personen- und zwei Güterzüge zwischen Leipzig und Dresden.
Als „Riesenthor der Neuzeit“ beschrieb der Journalist Johann Sporschil 1844 die weite Halle des Dresdner Bahnhofes in Leipzig. Wer Muße habe, könne in den Nebengebäuden die große Wagenbauwerkstätte, die Schmiede, das Maschinenhaus mit Dampfmaschine und andere interessante Dinge in Augenschein nehmen. Wer aber zur Abfahrt gerüstet sei, „der versäume die zweite Mahnung der Glocke nicht, denn eben so gut könnte er den Vogel, der die Luft durchsegelt, einholen als den rastlos dahinfliegenden Wagenzug. Nach dem zweiten Läuten nähert sich brausend und zischend eine der Dampfmaschinen, um an den Wagenzug gekettet zu werden.“ Dann komme das Zeichen zur Abfahrt, und das „dampfende Ungethüm“ setze sich in Bewegung.
An die Eröffnung der ersten deutschen Ferneisenbahnstrecke Leipzig-Dresden im Jahr 1839 erinnert der 1878 errichtete Eisenbahn-Obelisk in den Anlagen an der Goethestraße.
Dagmar Schäfer
Abbildung (oben) – Eisenbahnzug nach dem Entwurf von Friedrich List,
Abb. (unten) – Dresdner Bahnhof in Leipzig.
Abb. Autorenarchiv