„So schön wie nirgends auf der Welt, war es heut in Schönefeld“

So und nicht weniger bescheiden beginnt die Zusammenfassung des ersten Öffnungstages der Bibliothek Schönefeld durch die damalige Leitung am 30.07.1984. Vierzig Jahre ist das nun her. Das ist eine lange Zeit.
Vor vierzig Jahren erreichte die erste E-Mail Deutschland, wurde der Sicherheitsgurt im Auto gesetzliche Pflicht, die Wörter des Jahres waren „Waldsterben“ und „Saurer Regen“ und auf den hiesigen Geburtsstationen der Krankenhäuser waren Katrin und Martin die meist zu hörenden Vornamen. Etwas unbemerkter vom Weltgeschehen, aber dennoch erwähnenswert, eröffnete die Bibliothek Schönefeld.

„Nun konnte es richtig losgehen! …

… am Montag dem 30.07.1984 öffneten wir
14 Uhr unsere Pforten“, notierte Frau Kraus, erste Leiterin der Bibliothek, ins damalige Brigadetagebuch des Kollektivs der Stadtbezirksbibliothek Nordost. Mit einem Bestand von 16.000 Bänden, 2.000 Schallplatten und Tonband-Kassetten und 106 Zeitschriftentiteln bezog die Bibliothek als erste die Räumlichkeiten in dem damals frisch fertiggestellten Neubaukomplex „… in der Schnittstelle zwischen Neu und Alt Schönefeld“, berichtet Frau Kraus.
99 Besucher und 510 Entleihungen hält Frau Kraus für den ersten Tag in der Statistik fest. Seitdem sind so einige Nutzer und Bücher mehr über den Tresen gegangen. So ist die Bibliothek Schönefeld in der Rückschau auch zu einer Art Brennglas des Bibliothekswesens der letzten vierzig Jahre geworden. Stand man 1984 noch leise in der Warteschlange mit Gleichgesinnten, in der Hoffnung eines der begehrten Exemplare des Struwelpeter oder des Pony Perdros mit Hilfe von analogen Lochkarten ausleihen zu können, ist ein Besuch der Bibliothek heutzutage ein geräuschvolleres Erlebnis.

Heute ist man Treffpunkt

Lachende, ausgelassene und Hausaufgaben machende Kinder, Bilderbuchkinos und der Plausch unter Nachbarn, gehören mittlerweile ebenso zum Erscheinungsbild wie Tonies, Tonilos und Gaming-Nachmittage.
Nichts ist so beständig, wie der Wandel, sagte schon der alte Grieche Heraklit. Und so waren es auch die Alten Griechen, die den Begriff der Bibliothek in die Welt trugen (frei übersetzt Buch-Kiste oder Buch-Behälter). Doch auch abseits des Buches mangelte es der Bibliothek Schönefeld nie an Inhalten. Ob Autoren, Musiker, Puppen- und Theaterspielern, Zauberer, Wissenschaftler, Entertainer oder Museumsleiter: Sie alle gaben sich über die Jahre die Klinke in die Hand. Und selbst die Kuscheltiere der kleinsten Besucher und Besucherinnen halten neuerlich Einzug in diese Ahnengalerie.
Die Friedliche Revolution von 1989 und die wilden Jahre der 1990er brachten für alle Veränderungen mit sich – auch für die Bibliothek. Es folgte ein großer Umbau 2012, der letzte 2022. Unterm Strich ist allen Zeiten jedoch eines gemein: Die Bibliothek Schönefeld hat es geschafft, sich über vier Jahrzehnte hinweg immer wieder neu zu erfinden. Das schafft nicht jede!
Die Bibliothek Schönefeld lebt und atmet, und ist so lebendig wie ihr Stadtteil selbst. Wer sich davon überzeugen möchte, findet sie an gleicher Adresse wie vor vierzig Jahren:
Shukowstraße 56. Hier sind Sie auch herzlich in der Festwoche vom 16. bis zum 21. September 2024 willkommen.

Der Brigadetagebucheintrag von Frau Kraus schließt mit Worten, denen wir uns nur anschließen können: „Wir hoffen, dass in Zukunft recht viele Leser zu uns finden.“ Danke an alle ehemaligen Mitarbeitenden, die die Bibliothek zu dem machten, was sie heute ist: Ein lebendiger Treffpunkt in der „…Schnittstelle zwischen Neu und Alt.“ Auf die nächsten vierzig Jahre!
Daniel Sauerbrei

Hätten Sie sie erkannt? Schwarz-weiß vor 40 Jahren, bunt heute. Die Bibliothek Schönefeld begeht ihr 40-jähriges Jubiläum und lädt alle im Rahmen einer Festwoche mit Lesungen, Bilderbuchkinos und einem Familien-Nachmittag vom 16. bis zum 21. September recht herzlich ein.