Fernsehgrafiken aus der DDR
30 x 40 cm groß waren die künstlerisch handgemachten Grafiken zur Programmankündigung, Pausengestaltung oder Zuschauerinformation. Entstanden war dieses kurzweilige Format im Dialog mit unzähligen Fernsehzuschauern. Nahezu 50 Grafiker, unter ihnen Volker Pfüller, Gerhard Rappus, Werner Klemke, sowie Fotografen und Karikaturisten wie Manfred Bofinger, schufen jährlich 1500 künstlerische Arbeiten für beide DDR-Programme. 10 bis 15 Grafiken davon waren täglich auf dem Bildschirm zu sehen.
Sie alle trugen eine persönliche Handschrift – fantasievoll, themenbezogen, hintergründig, sensibel, geistreich, heiter-ironisch, burlesk, pikant… Es waren schlicht gut bezahlte „Fingerübungen“, denn mit den „Pappen“ konnte man schnell 200 bis 300 DDR-Mark verdienen.
Selten vergingen mehr als drei bis vier Tage zwischen Auftrag und Lieferung. Keine Entwurfsvorlage und keine langen Besprechungen, einige von ihnen entstanden während der Bahnfahrt von Potsdam nach Berlin.
Diese kleinen Ankündigungsgrafiken sind heiß begehrte Raritäten und fast vergessen, wie zum Beispiel die zwei aus meinem Archiv.
Die Bildvorlagen wurden vor der Fernsehkamera aufgestellt, angeleuchtet und von der Kamera aufgenommen. Das Kamerasignal wurde dem Bildmischpult zugeleitet und vom Regisseur für die Sendung eingesetzt. Alternativ wurde anstelle der Fernsehkamera ein Epiabtaster eingesetzt, ein Gerät, das Epihalterung, Anleuchtung und elektronische Kamera in sich vereint.
Sie sehen den Karton, die Farbe, den Pinselstrich. Sie erkennen den Spaß oder auch die Mühsal, die der Künstler dabei empfunden hat. Die Fernsehgrafiken waren nicht gedacht für langes und genaues Betrachten. Es waren kurze, mehr oder weniger geistreiche Bemerkungen, Gedankenblitze, und was nicht in Sekundenschnelle bei den Zuschauern ankam, war unwiderruflich dahin. Schon begann die Sendung und die Ankündigungsgrafik war vergessen. Zurück blieb eventuell das wohlige Gefühl einer kurzen Freude, eines kleinen Spaßes.
Von der Resonanz, die ihre Werke beim Zuschauer hatten, erfuhren die Künstler nie etwas. Ehrlicherweise muss man festhalten, dass einige Künstler ihre schnell erledigten Auftragsarbeiten selbst als Wegwerfware betrachteten, da sie diese nicht einmal signierten.
Text | Grafiken: Jens Rübner