Paunsdorf gestern und heute: Konfirmation am Ende des Zweiten Weltkrieges

Ursula Döring wurde 1930 in der Alt-Paunsdorfer Schwedenstraße geboren. 1937 erfolgte der Umzug nach Neu-Paunsdorf in den gerade neu erbauten Wohnblock Brückwaldstraße 1b. Sie besuchte acht Jahre lang die Schule in der Döllingstraße und wurde 1945 konfirmiert in der Kirche zu Leipzig-Paunsdorf. Dieses Ereignis überlieferte sie mir später schriftlich nach über 72 Jahren:
„18. März 1945 – ein besonderer Tag! Viele Erwachsene sprachen davon, dass das Ende des Krieges nicht mehr fern ist. Aber wie sollte das Leben danach weitergehen? Wir mussten keine Angst mehr vor Bombenangriffen haben und die Soldaten sollten nach Hause kommen. So richtige Vorstellungen hatten wir nicht.
Am 18. März 1945 standen wir Konfirmanden, Jahrgang 1930/31, in einer Zweierreihe vor der Kirche, voller feierlicher Erwartung. Die Angehörigen saßen bereits in der Kirche. Da ertönten die Sirenen – Voralarm. Was nun?
Die in der Nähe wohnenden Familien eilten nach Hause. Wieder Sirenengeheul – Alarm. Aber schon nach kurzer Zeit das Zeichen ‚Vorentwarnung‘ und bald darauf ‘Entwarnung‘. Der Tagesablauf verlief danach ohne weitere Störungen. Feierlich in der Kirche, feierlich in der Familie. Wir Konfirmanden bekamen Glückwunschkarten, manche mit Geld, 3 oder 5 Mark, oder mit schöner Spitze umhäkelte Taschentücher, von den Paten ein Schmuckstück oder etwas mehr Geld.
Wir waren die 1. Konfirmanden des jungen Pfarrers Herrn Quandt. Ich habe in späteren Jahren an diesem Tag nochmal an dieses Ereignis gedacht.“
Nach der Heirat mit dem neuen Namen Nützel ist sie im hohen Alter zu ihrer Tochter nach Rodewisch/Vogtl. gezogen. Dort verstarb sie vor einigen Jahren in einem Pflegeheim.

Text | Fotoarchiv: Lothar Schmidt