Das klingt nach erstrebenswerten Tugenden. Zumindest sind das drei Eigenschaften, denen sich der Leipziger Kinderarzt Dr. Klaus Schwieger, der in wenigen Tagen seinen 85. Geburtstag feiert, sein Leben lang verschrieben sah. Sie haben ihn durch sein fünfzig Jahre währendes Schaffen begleitet und getragen. Apropos „getragen“. Getragen hat dieser engagierte Kinderarzt sommers wie winters Jesuslatschen, weshalb er für zwei oder gar drei Generationen auch als „Latschenarzt“ bekannt ist. Dafür kennt man ihn nicht mit einem weißen, nicht nur für Kinder oftmals abschreckenden Kittel. „Krankheit verschreckt schon genug“, so Klaus Schwieger. Beim Kinderarzt betreten mindestens zwei Patienten das Behandlungszimmer. Zum einen die kranken Kinder, zum anderen die Eltern, die mit dem Kind leiden, Rat und Hilfe suchen, oft sogar eine große Portion Trost benötigen.
Erlebt hat Klaus Schwieger, der einst in die Gerichtsmedizin wollte, sich dann aber anders entschieden hat, in der Praxis nahezu alles – vom harmlosen Schnupfen bis zu Kindern, die aufgrund ihrer Erkrankung verstarben.
Ein aufreibender Beruf, der keinen klassischen Achtstundentag zugelassen hat. Die Arbeitstage gingen oft von
8 Uhr bis zum letzten Hausbesuch, der schon mal nach 21 Uhr sein konnte.
Viel Zeit für Persönliches schien da nicht zu bleiben, zumal sich der Kinderarzt auch noch aktiv ehrenamtlich einbrachte. Dennoch: die Zeit mit der Familie hat er immer besonders genossen, vor allem auf dem Dauercampingplatz. Wochenenden am Wasser und mitten in der Natur haben den Akku nie leer werden lassen. Und auch die Begegnungen und der Austausch mit anderen Menschen, hat ihm meist die sprichwörtlichen Flügel verliehen.
1974 begann alles in der Poliklinik in der Goldschmidtstraße. Fünfzig Jahre später endet das berufliche Schaffen in der Haydnstraße. Obwohl, so richtig endet es nicht. Der, wie man so schön sagt, rüstige Rentner ist mitnichten ein Ruheständler, sagt selbst: „Wer rastet der rostet!“ So übernimmt er noch fleißig Vertretungsdienste in der ehemaligen eigenen Praxis, aber auch an anderen Standorten in Leipzig.
So wie Klaus Schwieger unzählige Kinder und Eltern begleitet hat, die ihn heute noch freundlich grüßen, begleiten ihn weiterhin die drei Tugenden: menschenfreundlich, hilfsbereit und arbeitsam.
Der Kinderarzt wünscht sich, dass sich die Menschen begegnen, miteinander sprechen, sich verstehen und sich nicht immer gleich die „Köppe“ einschlagen. Dem ist fast nichts hinzuzufügen. Nur so viel: Wir danken im Namen aller ehemaligen Patienten für 50 Jahre engagierten Arztdienst und wünschen ihm und seiner Familie eine gute Zeit.
Text | Foto: Michael Oertel