Kleinzschocher ist ein Stadtteil mit wechselvoller Geschichte. Einst bestehend aus den zwei Dörfern Klein- und Großzschocher mit wenigen hundert Einwohnerinnen, explodierte die Bevölkerungsanzahl mit der Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts. Aus den Straßendörfern wurde ein pulsierendes Arbeiterinnenviertel mit bis zu 30.000 Einwohnerinnen, Kinos, Kaufhäusern, zahlreichen Gasthöfen und Sportvereinen. Nach der Wende und der Schließung zahlreicher Industriestandorte versank Zschocher in der Bedeutungslosigkeit. Bis heute trennt die Antonienstraße den Stadtteil verlässlich von den Szenevierteln Schleußig und Plagwitz. So blieb das Viertel bis vor wenigen Jahren fast unberührt von den positiven und negativen Entwicklungen der Boomstadt „Hypezig“. Mittlerweile beginnen Familien und Studentinnen Klein- und Großzschocher für sich zu entdecken und beleben die ehemals leerstehenden Häuser und Plätze. So auch den ehemaligen Tante-Emma-Laden in der Pörstener Straße 9. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit eröffnete hier im Sommer 2021 der Stadtteilverein Lixer e.V. einen offenen Stadtteilladen, der von Vereinsmitgliedern und Bewohner*innen des Stadtteils fast täglich bespielt wird. Die Angeboten reichen vom monatlichen Strategie-Spieleabend über den Lesekreis bis zur zweiwöchentlichen DEFA-Filmreihe im Herbst.
Auch die Jugendredaktion des Stadtteils tagt in den frisch sanierten Ladenräumen. In den freien Zeiten nutzen verschiedene Initiativen die Räume.
Die Tür des Stadtteilladens steht allen offen. Auf 60 qm bietet der Laden Raum für Treffen, Veranstaltungen, Kindergeburtstage und Vernetzung im Stadtteil: Ein selbstorganisierter nichtkommerzieller Ort, in dem Nachbarinnen zusammenkommen und sich gegenseitig unterstützen können. Der Lixer e.V. möchte damit den Rahmen für eine aktive Nachbarschaft schaffen, die ihr Lebensumfeld gemeinsam gestaltet und ein solidarisches Miteinander im Stadtteil fördert. Ein Höhepunkt in diesem Jahr war das Projekt Zschocher History. Im Rahmen der interaktiven Geschichtswerkstatt fanden sich von Juni bis Oktober selbstorganisierte Arbeitsgruppen aus dem Stadtteil zusammen. Sie erforschten die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus im Viertel mit besonderem Fokus auf die Themen jüdisches Leben, Zwangsarbeit, Widerstand gegen das NS Regime, aber auch auf die Arbeiterinnenbewegung in Zschocher. Ein umfangreiches Rahmenprogramm lud zu Vorträgen, Lesung, Kreativkursen, Tanzworkshops und einer thematischen Jugendredaktion ein. Den Abschluss des Projektes bildete das alljährliche Stadtteilfest Zschocher Calling, bei dem die Resultate der Arbeitskreise und der Workshops vorgestellt wurden.
Die Mitglieder des Lixer e.V. sind offen für Anregungen aus dem Stadtteil und beraten alle Interessierten gern bei der Umsetzung von Ideen und Veranstaltungsformaten, zeigen Fördermöglichkeiten auf und unterstützen bei der Antragstellung.
Termine und Neuigkeiten werden auf der Homepage veröffentlicht: www.zschocher.com. Mit einer einmaligen oder regelmäßigen Spende können Sie die Vereinsarbeit unterstützen.
Bitte nehmen Sie Kontakt auf: lixer@riseup.net
Beim diesjährigen Nachbarschaftsfest auf dem Martinsplatz in Kleinzschocher wurden auch die Ergebnisse der Geschichtswerkstatt „Zschocher History“ präsentiert.
Foto: Michael Ehritt