Als 1722 der Neubau des Peterstores begann, ging es nicht allein darum, dieses Tor als Teil der Stadtbefestigung zu vervollkommnen, damit es seiner Aufgabe zur Regelung und Kontrolle des Personen- und Güterverkehrs und der Verteidigungsfunktion besser gerecht werden konnte. Denn das neue Peterstor wurde kein reiner Zweckbau, sondern ein barockes Prachtportal von majestätischem Aussehen! Es enthielt Wachstuben und Wohnungen für städtische Beamte und schloss die Petersstraße als damals beliebteste Leipziger Straße ab.
Kurfürst August der Starke kümmerte sich höchstselbst um die Bauausführung. Nachdem ihm die Entwürfe des Leipziger Stadtrates nicht zusagten, beauftragte er kurzerhand Oberlandbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann, den Erbauer des Dresdner Zwingers, die Baupläne für das Peterstor anzufertigen.
Das Interesse des Kurfürsten kam nicht von ungefähr, legte er doch als regelmäßiger Besucher der Messen großen Wert auf die Ausschmückung Leipzigs als Nebenresidenz. Das prächtige Peterstor, dessen Bau 1723 unter Leitung des Leipziger Ratsmaurermeisters Adam Jacobi vollendet wurde und einen Abglanz höfischer Dresdner Architektur in die Handelsstadt Leipzig brachte, steht somit in einer Reihe mit weiteren in jenen Jahren erfolgten Maßnahmen zur Verschönerung Leipzigs.
Das Peterstor, 1420 erstmals erwähnt und nach der benachbarten alten Peterskirche benannt, gehörte mit dem Grimmaischen, dem Ranstädter und dem Hallischen Tor zu den inneren Stadttoren. Sie bildeten im Bereich der Stadtbefestigung die historischen Zugänge zur Stadt.
Nach dem Siebenjährigen Krieg verlor die Stadtbefestigung ihre militärische Bedeutung und wurde beseitigt, die Stadttore aber blieben noch erhalten. Als die Stadt wuchs, wurden die inneren Tore durch äußere Stadttore ergänzt, verloren in den Gründerjahren dann aber auch ihre Bedeutung.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann der Abbruch der Tore; 1820 musste zunächst das Hallische Tor weichen, 1822 folgte das Ranstädter Tor und 1831 das Grimmaische Tor. Das Peterstor hingegen blieb noch einige Zeit unangetastet – Schönheit und Pracht des Bauwerkes zögerten den Abriss hinaus, konnten ihn aber nicht verhindern. 1859/60 wurde das Peterstor als Verkehrshindernis abgerissen und Leipzig verlor unwiederbringlich ein Kleinod barocker Baukunst.
Dagmar Schäfer
Der Aquarell- und Architekturmaler Carl Werner (1808-1894) hielt das Peterstor kurz vor dem Abriss 1859 im Bild fest.
Abb.: Archiv der Autorin