Carl Friedrich Goerdeler, Leipziger Oberbürgermeister von 1930 bis 1937, gehört zu den bekanntesten Vertretern des Widerstandes gegen das Hitler-Regime. Vor 75 Jahren, am 2. Februar 1945, wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Am 31. Juli 1884 in Schneidemühl/Westpreußen als Sohn eines Richters geboren, studierte er Jura; am 23. Mai 1930 trat er sein Amt als OBM in Leipzig an und übte es auch nach Hitlers Machtergreifung 1933 weiter aus. Goerdelers Konflikte mit den Nationalsozialisten aber nahmen zu und führten schließlich im November 1936, als die SA das Mendelssohn-Bartholdy-Denkmal vor dem Gewandhaus entfernte, zum Rücktritt. Goerdeler erkannte bereits zu jener Zeit die Maßlosigkeit von Hitlers Politik, er lehnte den Antisemitismus und jede Art von Brutalität und Terror ab. In den kommenden Jahren bildete sich ein Widerstandskreis um Goerdeler; auf Auslandsreisen 1937 bis 1939 warnte er die Großmächte vor den Kriegsvorbereitungen Hitler-Deutschlands – und wurde überhört.
In Deutschland bemühte sich Goerdeler, Gleichgesinnte – Militärs, Diplomaten, Verwaltungsbeamte – zusammenzubringen und trieb sie zum aktiven Widerstand gegen das NS-Regime an. Er wurde einer der führenden Persönlichkeiten der Verschwörung des 20. Juli 1944. Trotz scharfer Überwachung durch die Gestapo trat er entschlossen für einen Staatsstreich ein, um das nationalsozialistische Regime zu beseitigen und einen schnellen Friedensschluss zu erreichen. Der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 aber misslang und zur Ergreifung Goerdelers wurde eine Belohnung von einer Million Mark ausgesetzt.
Goerdeler wurde von einer Bekannten seiner Familie denunziert und in der Nähe seines Elternhauses verhaftet. Am 8. September 1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode. In der ihm verbleibenden Zeit bis zur Hinrichtung verfasste Carl Friedrich Goerdeler im Gefängnis die „Gedanken eines zum Tode Verurteilten“ mit Plänen für die Zukunft Deutschlands und eine europäische und Weltfriedensordnung. Seit 1999 erinnert das Goerdeler-Denkmal am Neuen Rathaus (Foto unten) an den engagierten Kriegsgegner. Es enthält prägnante Äußerungen Goerdelers wie jene von 1943: „In weniger ernsten Zeiten … würde ich schweigen.“
Text | Foto: Dagmar Schäfer
Das 1936 entfernte Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Denkmal steht seit 2008 als Replik vor der Thomaskirche.