Fischerstechen für den König

Obwohl das prächtige „Elbflorenz“ in der Welt Augusts des Starken das Zentrum darstellte, so war Leipzig doch die wirtschaftliche Hauptstadt des Landes, mit deren Geldströmen der Dresdener Hof stets rechnete. Der Kurfürst-König kam oft und gern nach Leipzig, besuchte regelmäßig die Messen, so dass die Stadt durchaus als Nebenresidenz gelten durfte. Und Kurfürst Friedrich August I., als August II. König in Polen, der vor 350 Jahren, am 12. Mai 1670, geboren wurde, tat viel, um den Residenzcharakter Leipzigs auszuprägen.
Um die Hofgesellschaft in der Messestadt unterzubringen, wurden mehrere große Häuser in Stadtpalais, die den Adels–palästen der Residenzstadt nicht nachstanden, umgebaut oder neu errichtet. Baumeister wie beispielsweise Johann Gregor Fuchs kamen aus Dresden nach Leipzig, schufen hier u. a. das Romanushaus und das Königshaus. Für Friedrich August stand eigentlich die Pleißenburg als Domizil zur Verfügung. Dort fühlte er sich aber nicht wohl und logierte lieber in Apels Haus am Markt, dem Königshaus.
Das Interesse des Königs, Leipzigs Attraktivität zu erhöhen, traf sich meist auch mit den Bestrebungen des Stadtrates. Seit 1693 besaß Leipzig ein Opernhaus, das in Deutschland einen guten Ruf besaß. Das stadtnahe Rosental wurde mit Alleen zum Fahren und Gehen in einen Park umgestaltet, Plänen zu einem Schlossbau wirkte der Rat allerdings entgegen. Dafür erfüllte er Friedrich Augusts Wunsch nach einem neuen Reithaus vor dem Ranstädter Tor.
Zu den Anregungen des Kurfürst-Königs gehörte auch die Gestaltung des neuen Peters–tores. Nach den Entwürfen von Matthäus Daniel Pöppelmann entstand 1722/23 ein barockes Prachtportal von majestätischem Aussehen. Bereits 1711 war die Ratsbibliothek mit kostbaren Bücherbeständen eröffnet worden und stand der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Auch seinen Geburtstag feierte August der Starke gern in Leipzig. Zu seinem 44. Geburtstag 1714 fand ein Fischerstechen auf der Pleiße statt, ebenso vier Jahre später. Abends zog ein von Fackeln erleuchteter Festzug von der Pleißenburg zu Apels Garten, um den Tag mit einem Feuerwerk abzuschließen.

Schon von Krankheit gezeichnet, ließ es sich August der Starke nicht nehmen, auch gegen ärztlichen Rat die Leipziger Ostermesse 1727 zu besuchen. Letztmalig kam er zur Neujahrsmesse 1733 in seine Nebenresidenz. Am 1. Februar 1733 starb der König in Warschau.
Dagmar Schäfer

Fischerstechen in Apels Garten, Kupferstich 1717
Abb.: Archiv der Autorin