Wann stirbt ein Stadtteil? Zwei Indizien gibt es laut Soziologie dafür: Wenn der letzte Blumen- und der letzte Buchladen geschlossen haben. Fazit: Stötteritz lebt, denn auf der Arnoldstraße 17 ist die kleine, feine Linden-Buchhandlung (Außenstelle der Linden-Buchhandlung in Paunsdorf) zu finden. Befragt man die Geschäftsführerin, welche drei Dinge man über den Laden wissen muss, antwortet sie: „Kleines und handverlesenes Sortiment, persönliche Beratung, fernab vom Mainstream!“
Für die persönliche, und ich will anmerken, sehr freundliche und kompetente Beratung, zeichnen Gabriele Knape und Amelie Krebs verantwortlich. Beide sind ausgebildete Buchhändlerinnen, Gabriele Knape seit 2011 im Laden, also seit dessen Eröffnung, Amelie Krebs seit 2023. Die beiden Damen könnten durchaus als Leseratten bezeichnet werden, was wohl bei dem Beruf nicht verwunderlich ist. Wer nun aber denkt, dass Buchhändler ein Lieblingsbuch haben, der wird sich wundern. Die zwei Frauen lieben Bücher, lieben es zu lesen, auch „querbeet“. Gabriele Knape sagt: „Essen ist wie lesen!“ Der irische Schriftsteller C. S. Lewis stellte fest: „Essen und Lesen sind zwei Freunde, die sich wunderbar kombinieren lassen.“ Aber bitte schön nacheinander, denn das eine, wie das andere verdienen Aufmerksamkeit, eben weil beides essentiell ist.
„Lesen ist eine wunderbare Art, sich die Welt erklären zu lassen, sich immer wieder neu in eben der zu verorten“, ergänzt Amelie Krebs.
Das Buch, darin sind sich die Frauen einig, ist schon dadurch etwas Besonderes, weil man es anfassen, in der Hand halten kann. Bücher sind außerdem in der Lage, Brücken zu bauen, Menschen zu verbinden. Das fängt schon in so einem kleinen Laden an, wo das Buch die gleiche Wertigkeit wie die Begegnung besitzt. „So manchem Kunden“, erzählt Gabriele Knape schmunzelnd, „kann ich seinen Buchwunsch von der Nase ablesen.“
Außerdem: Lesen ist Bildung, ist Sprachbildung, und kaum eine Sprache ist ähnlich reich an Wörtern, an bildreichen Beschreibungen, wie die Deutsche. 2,5 Millionen deutschsprachige Bücher sind lieferbar, über 17,5 Millionen Bücher gehören zum Bestand der Deutschen Nationalbibliothek. Einen Bruchteil davon gibt es in der Linden-Buchhandlung, einen viel größeren Teil kann man dort bestellen – schnell und unproblematisch. Das kann direkt und sofort geschehen, aber jeder Kunde kann auch nach dem Motto „ich liebe lange Spaziergänge durch die Buchhandlung“, erst einmal gemütlich im Laden stöbern.
Die Linden-Buchhandlung freut sich auf viele Lesebegeisterte, auf lesefreudige Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Wie gesagt: Ein mit Leben erfülltes Buchgeschäft zeugt von Leben im Stadtteil.
https://linden-buch.buchkatalog.de/
Gabriele Knape (links) und Amelie Krebs in „ihrer“ Stötteritzer Buchhandlung.
Text | Foto: Oliver Böhnisch