Mit einem Kultursommer vom 3. Juli bis zum 30. August begeht Kleinzschocher den 280. Jahrestag der Uraufführung der Bauernkantate von Johann Sebastian Bach. Im Jahr 1649 ging das Rittergut Kleinzschocher in den Besitz derer von Dieskau über. Im Rahmen der Feierlichkeiten der Übernahme durch Carl Heinrich von Dieskau am 30. August 1742 wurde die „Cantate burlesque“ unter Leitung von Bach persönlich uraufgeführt. Sie gehört zu den bekanntesten weltlichen Kantaten Bachs. Den launigen Text schrieb Christian Friedrich Henrici unter dem Pseudonym Picander.
Um diesen Jahrestag zu würdigen, organisiert die Bürgerinitiative Kleinzschocher einen Kultursommer mit einem vielfältigen Programm für Groß und Klein an unterschiedlichen Veranstaltungsorten. Über acht Wochen lang wird das kulturelle Leben in Kleinzschocher über die Stadtteilgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit sorgen. Den Auftakt bildet das Bürgerfest rund um die Taborkirche, in der am Abend die Bauernkanate aufgeführt wird. Ein weiterer Hochkaräter wird die Aufführung von Bach-Suiten für Violoncello mit Prof. Manuel Fischer-Dieskau – ein Nachfahre des Freiherrn von Dieskau. Zu den weiteren Höhepunkten gehören unter anderem ein Bürgersingen, Workshops in den Schulen Am Adler und Am Grünen Gleis mit dem Bachmuseum Leipzig, die Führung „Mein kleines Zschocher“, Kunstausstellungen mit Musik und Lesungen in der Alten Handelsschule, ein Beachhandball- und ein Quidditch-Turnier sowie die Notenradtour mit Picknick und Tanz im Volkspark Klein–zschocher. Ein Konzert für Trompete und Orgel mit anschließender Weinverkostung ist der krönende Abschluss der Veranstaltungsreihe.
Auch die Entstehungsgeschichte der Veranstaltungsreihe ist bemerkenswert. Vor acht Jahren schlossen sich engagierte Bürger*innen zur Bürgerinitiative Kleinzschocher zusammen, um mit gemeinsamen Aktionen ihr Viertel zu beleben: 2015 mit einer Frühjahrsputzaktion, einem Bürgerpicknick und dem ersten Bürgerfest. Seitdem initiiert und organisiert die Bürgerinitiative in Kleinzschocher Kulturveranstaltungen und Angebote, die möglichst viele unterschiedliche Menschen ansprechen und zum Mitmachen anregen sollen. So möchte die Bürgerinitiative das friedliche und achtsame Miteinander stärken. Leidenschaft und unermüdliches Engagement der ehrenamtlich Mitwirkenden, ein wachsendes Netzwerk, gute Kommunikation und Kooperationen sind ihre Schlüssel zum Erfolg.
Zu den Mitbegründer*innen der Bürgerinitiative Kleinzschocher gehört auch das Ehepaar Otto, denen die Idee des Kultursommers zu verdanken ist. Sabine und Burkhardt Otto sind mit Klein–zschocher eng verbunden. Insbesondere mit der Herausgabe von Büchern über Kleinzschocher als IG Buch Kleinzschocher sowie mit Ausstellungen und Führungen wirken sie seit Jahren daran mit, die Ortsteilgeschichte lebendig zu halten. Gemeinsam mit Hartmut Kirchhof, Barbara Röhner und weiteren Ehrenamtlichen stellten sie das Programm und die Finanzierung auf die Beine und holten weitere Leute mit ins Boot.
Zu den wichtigsten Partnern gehören die Taborkirchgemeinde, der Kunstverein ars avanti, das Bachmuseum, das Stadtgeschichtliche Museum, der Notenspur Leipzig e. V., aber auch Schulen und Sportvereine in Kleinzschocher und viele andere. All diesen Beteiligten gebührt großer Dank für ihre Ideen, für praktische und finanzielle Unterstützung sowie die Mitwirkung bei der Organisation und Durchführung des ersten Kultursommers in Kleinzschocher.
Geselligkeit, Lebensfreude und Kunstgenuss verspricht der Kultursommer in Kleinzschocher.
Grafik: P. P. Rubens „Tanz der Dorfbewohner“, Otto Stempel & Druck