Leipzig würdigte 2022 ausgiebig die 125. Wiederkehr der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung (STIGA) 1897. Auf einem 40 ha großen Areal entlang der heutigen Anton-Bruckner-Allee entstanden damals für sechs Monate unter anderem neun Ausstellungshallen sowie ein Kneipen- und Vergnügungsviertel. Eines dieser Gebäude, eine von der Brauerei F.A. Ulrich GmbH errichtete gastronomische Einrichtung im Blockhausstil, überdauerte die STIGA um drei Jahre und diente als Kantine und Wetterschutz.
Danach bot die Brauerei das Bauwerk dem „Westvorstädtischen Schreberverein Leipzig-Kleinzschocher“ als Vereinsheim zum Kauf an. Die Umsetzung in die Kleingartenanlage an die Diezmannstraße erfolgte 1901. Das Haus wurde zum Mittelpunkt des Vereinslebens. 1934 benannte man den Verein in Kleingärtnerverein (KGV) „Blockhaus“ e.V. um. Viele Einheimische verbinden mit dem Blockhaus wunderbare Erinnerungen an festliche Anlässe. Leider musste der Gaststättenbetrieb 1988 eingestellt werden. Noch Ende der 1980er Jahre wurden ein bautechnisches Gutachten, ein holzschutztechnischer Untersuchungsbericht sowie eine Kostenkalkulation erstellt. Die Absicht, auf dieser Grundlage die Bewirtschaftung in Regie der Konsumgenossenschaft Leipzig in den 1990er Jahren wieder aufnehmen zu können, war jedoch nicht von Erfolg gekrönt.
Heute ist das Blockhaus das einzige noch existierende Relikt der STIGA, allerdings blieb eine Wiederinstandsetzung des Baudenkmals seit der politischen Wiedervereinigung aus. Wegen uneindeutiger Besitzverhältnisse gibt es bisher keine Einigung zwischen dem Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V. und der Stadtverwaltung zum weiteren Verfahren. Nach über 30 Jahren Leerstand ist das Blockhaus in einem derart desolaten Zustand, dass mit fortschreitender Zeit leider mit dem Abriss statt einer Renovierung gerechnet werden muss. Inzwischen hat der Vereinsvorstand Absperrungen um das Blockhaus eingerichtet, dessen Zukunft zum jetzigen Zeitpunkt in den Sternen steht.
Mehr Informationen unter: stiga-leipzig.de
Zur Geschichte der Spuren der STIGA soll Ende November 2022 ein Buch im Verlag Moritzpress erscheinen.
Das Blockhaus in Kleinzschocher als letztes bauliches Überbleibsel der STIGA 1897.
Foto: Martin Geisler (Wikimedia Commons – Lizenz CC BY-SA 3.0)