Er schiebt alles auf die „lange Bank“: Seit Wochen werkelt der Künstler „Califax“ an einer 15 Meter langen Sitzgelegenheit mit eingefügten Mosaiksteinchen für die neue Grünfläche an der „Connewitzer Spitze“. Bis zum 14. November muss alles fertig sein. Dann soll die Grünfläche eingeweiht werden. Aktuell entsteht hier eine Grünfläche mit Sitzbänken, Papierkörben und Tischen. Zum bekannten Streetballplatz kommen zwei Tischtennisplatten, ein Parcours, Fahrradbügel und Sitz–elemente hinzu. Auch werden elf Bäume sowie Sträucher gepflanzt. Die markanten Bäume in der Mitte bleiben erhalten. Den Mittelpunkt bildet die besagte Sitzskulptur von Califax. Ortsblatt-Leipzig schaute dem Künstler Anfang Oktober bei der Arbeit über die Schulter –
siehe Fotos.
Wir trafen ihn auf der ehemaligen Brachfläche zwischen Wolfgang-Heinze- und Biedermannstraße. „Ende Oktober möchte ich mit meiner Arbeit fertig sein“, so Califax. Später werde es zu kalt, der Kleber halte dann nicht mehr, erklärte er.
Vielfältig wie Connewitz
Califax arbeitet im Auftrag der Stadt Leipzig. Vorgaben hatte er kaum. Und so lässt er volle künstlerische Freiheit walten. Sein Werk an einem schattenspendenden Baum weist eine organische, halbrunde Form auf. Mit bunten Mosaikscheibchen aus Flusskieseln setzt er auf Kontraste. „Das Beige verkörpert einheitliche Häuserfassaden“, berichtete der seit 1989 im Kiez lebende Mann. „Die Farbe dazwischen drücken die Vielfalt im Viertel aus und stechen aus dem Grau hervor. In Connewitz wohnen viele kreative Menschen, das Leben hier sei bunt, verdeutlichte er. Die aus der Bank ragenden Kugeln interpretiert er als Loslösen aus gesellschaftlichen Zwängen.
Skeptischer Betonfahrer
Am Anfang wäre das Unternehmen fast gescheitert, denn zur Verschalung der langen Bank hatte Califax Schrankrückwände genommen. „Als der Betonfahrer zum Gießen kam und das sah, wäre er beinahe wieder umgedreht“, erzählte Califax schmunzelnd. Letztendlich konnte er ihn davon überzeugen, dass alles hält!“ In einem zweistündigen Marathon habe er schließlich immerzu Schotter an die Verschalung geschaufelt, während der Beton floss, beschreibt er seine schweißtreibende Arbeit am Connewitzer Kreuz.
Im Mai 2021 erwarb die Stadt Leipzig das betreffende Grundstück, um die bereits existierende Erholungsanlage um rund 900 Quadratmeter zu erweitern. Aus mehrstufiger Bürgerbeteiligung erwuchs der Entwurf für den künftigen Platz. Die Gesamtkosten von rund 475.000 Euro finanzieren sich über die städtebauliche Sanierungsmaßnahme „Leipzig-Connewitz/Biedermannstraße“.
Noch bis zum 30. November lädt der Künstler zu einer Ausstellung mit dem Titel „Califax MATERIAL – mixed media art“ in die Galerie „Julia Scheck Art“ an der Bornaischen Straße 6 ein.
Text | Fotos: Anke Brod