Leipzig hat Karl Erdmann Heine viel zu verdanken: Er entwickelte Plagwitz vom Dorf zum Industriegebiet und plante, Leipzig mit dem Meer zu verbinden. Als bedeutender Industriepionier widmete er sich voller Tatkraft der Entwicklung seiner Heimatstadt.
Geboren wurde Heine am 10. Januar 1819, und seine Eltern legten ihm sowohl kaufmännisches Talent als auch Vermögen in die Wiege – der Vater Johann Carl Friedrich Heine handelte mit englischen Manufakturwaren, die Mutter war die Kaufmannstochter Christiane Dorothea Reichel. Karl Heine wuchs auf dem Gut Gundorf auf, das damals noch Rittergut Neuscherbitz hieß und inmitten sumpfiger Wiesen lag. Hier übte sich der junge Mann bereits für seine späteren Vorhaben, indem er Bäche umleitete, Kanäle grub und Wehre errichtete. Seine berufliche Laufbahn begann Heine als Rechtsanwalt, zog aber schon bald praktische Herausforderungen vor. Ab 1841 erwarb er Grundbesitz in Plagwitz, ließ das gesamte Westviertel der Stadt trocken legen, baute Straßen und Brücken, verkaufte Parzellen an Unternehmen und schloss sie später an das Eisenbahnnetz an. In den inzwischen eingemeindeten Dörfern Plagwitz und Lindenau entstanden mit seiner Förderung zahlreiche Fabriken.
1856 begann auf Heines Initiative der Bau des heute nach ihm benannten Karl-Heine-Kanals, den er bis zur Saale führen wollte, um für Leipzig eine wirtschaftlich nutzbare Wasseranbindung zu schaffen. An die Bauarbeiten erinnert die Museumsfeldbahn in Lindenau, die als Materialbahn eingesetzt wurde. Da Heine jedoch ohne finanzielle Beteiligung von Stadt und Staat baute, kam er mit seinen umfangreichen Vorhaben in finanzielle Schwierigkeiten, aus denen er sich 1886 durch den Verkauf der Plagwitzer Gleisanlagen an den sächsischen Staat befreite.
Plagwitz nahm mit der Industrialisierung einen rasanten Aufschwung. 1888 lebten hier bereits 13 000 Menschen und es gab 105 Fabriken.
An Karl Heine erinnert in Leipzig neben dem sanierten Karl-Heine-Kanal und dem Karl-Heine-Denkmal an der Käthe-Kollwitz-Straße die im Stil des Historismus erbaute Villa in der Könneritzstraße 1, die Karl Heine von 1874 bis zu seinem Tod am 25. August 1888 bewohnte.
Text | Foto: Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin