Das vor 200 Jahren in Tirol entstandene und wohl bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ ist mit Leipzig eng verbunden, denn hier gelangte es zum Druck. Im Dezember 1832 traten die Geschwister Amalie, Caroline, Anna und Joseph Strasser, Mitglieder einer aus dem Zillertal stammenden Handschuhmacherfamilie, in einem Konzert im „Hotel de Pologne“ in Leipzig auf und trugen dort auch das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ vor. Unter den Besuchern der Veranstaltung befand sich der Leipziger Musikverleger August Robert Friese.
Die Geschwister Strasser hatten mit ihrem Liedvortrag bereits zur Leipziger Neujahresmesse 1831/32 auf sich aufmerksam gemacht. Sie sangen auf dem Leipziger Marktplatz zwischen den Buden, um mit Tiroler Folklore den Verkauf ihrer Waren zu beleben. Sie gehörten damit zu den zahlreichen, besonders zur Messezeit hier musizierenden Gruppen, die vor allem aus dem Erzgebirge, aus Böhmen und Tirol kamen. Die Geschwister sangen vierstimmig eine auf drei Strophen verkürzte Fassung des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ und ernteten beim Leipziger Publikum begeisterten Zuspruch.
Die Entstehung des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ in Österreich ist von Legenden umwoben: Mäuse sollen den Orgelbalg der Pfarrkirche St. Nikolaus in Oberndorf bei Salzburg angenagt haben, so dass der Organist Franz Xaver Gruber und der Hilfspriester Joseph Mohr für die bevorstehende Weihnachtsnacht kurzerhand ein Lied für zwei Solostimmen mit Gitarrenbegleitung verfassten und am 24. Dezember 1818 aufführten. Tiroler Sänger trugen es auf ihren Reisen vor, auch die Handschuhmacherfamilie Strasser nahm das Lied in ihr Repertoire auf.
Nach der Überlieferung ließ Robert Friese das Weihnachtslied nach Gehör aufzeichnen und gab 1833 den Liedblattdruck „Vier ächte Tyroler-Lieder“ – eines davon „Stille Nacht, heilige Nacht“ – heraus.
Mit dem Druck gelang Friese, der im selben Jahr mit seinem Verlag von Dresden nach Leipzig übersiedelte, eine bedeutsame Publikation. Weitere Auflagen in hoher Stückzahl folgten in den kommenden Jahren.
Mit der Drucklegung schuf Friese letztlich die schriftliche Basis für die rasche Verbreitung des Weihnachtsliedes, es ging von der Musikstadt Leipzig aus um die Welt.
Text / Foto: Dagmar Schäfer / Archiv der Autorin