Paunsdorf gestern und heute: Das Haus vom Eigentümer Max Rost

Das abgebildete Foto zeigt die Barabarastraße 26, gegenüber der östlichen Seite der Paunsdorfer Schule. Im Jahr 1912 verkaufte der Kaufmann Ernst Reinhold Nitzsche das unbebaute Flurstück mit der Kataster-Nr. 20 c an Max Emil Rost. Dieser errichtete darauf ein Mehrfamilienhaus mit einem Ladengeschäft. Damals war es noch die alte Straßenbezeichnung Albertstraße 26.
Der Schneidermeister Max Rost war schon Eigentümer von sechs Grundstücken in Paunsdorf (Böttgerstraße 2, 4, 9 und 11, Sachsenstraße 17, Riesaer Straße 55) und drei Grundstücke in Dösen.

Im Haus Böttgerstraße 2, wo sich schom immer eine Gaststätte befand, wohnte er mit seiner Frau in der 1. Etage, auch seine Schneiderwerkstatt war hier. Das Haus Sachsenstraße 17 (damals noch Wilhelmstraße) verkaufte er 1920 an Gustav Sparfeld, den Inhaber der Treibriemenfabrik.
Max Rost hatte viele Funktionen in der Gemeinde Paunsdorf. 1915 war er Stellvertreter des 2. Gemeinde-Ältesten, mit 9 von 10 Stimmen gewählt, und von der Amtshauptmannschaft Leipzig bestätigt.
1916 gibt es Gemeinde-Älteste Böttger den Vorsitz an Herrn Rost ab. 1918 bekommt er dafür eine Anerkennung von 800 Mark. Max Rost war 1920 zusammen mit Otto Schubert in vielen Ausschüssen tätig, u. a. Finanz-, Bau-, Steuer-, Grundwert-, Wasserwerk-, Erwerbslosenfürsorge-, Einverleibung-, Ernährungs- und Armenausschuss. Er war auch Orts- und Friedensrichter, im Schulvorstand und beim Amtsgereicht Leipzig Lokal Gerichtsperson für den Bezirk Paunsdorf.
Doch nun wieder zurück zum Gebäude. Im Haus war die Schokoladenhandlung Richard Denzler und die Maßschneiderei Arthur Dischke, anbei von beiden Anzeigen aus Anfang der Dreißigerjahre – siehe unten.

An der Schokoladenhandlung ist zahlreiche Reklame erkennbar: „Most. Eine gute deutsche Schokolade“, „Trumpf Schokolade“, „Wiener Fein Eis“. Außerdem gab es zwei beschriftete Tafeln: „Prima Speis Eis Erdbeer“ und „Eis Verkauf Portion zu 5 Pfg.“ Neben dem linken Schaufenster hängt ein Kaugummi-Automat „WRINGLEYS.

Am Gebäude befindet sich auch zahlreiche Wahlwerbung:
Denkt an die Wahllügen der SPD von 1928 und an ihre Auswirkung! Panzerkreuzer Zündholzmonopol bewilligt! Abgelehnt wurden Kinderspeisung Amnestievorlage, Erwerbsfürsorge abgebaut, darum wählt K.P.D. Liste 4“.

In dem Mietshaus wohnte auch in der 1. Etage Albert Gemeinhardt, er war Kunststeinfabrinkant des Zementgeschäftes in der Riesaer Straße (Werkplatz). Bis Mitte der Dreißigerjahre war Max Rost Eigentümer des Grundstücks, dann 1937 A. Rost Witwe, 1939 Rost‘sche Erben.
Das Schokoladengeschäft hatte noch bis in die Sechszigerjahre geöffnet, später wurde es als Lagerraum genutzt. Nach der Wende war es Café Humann, seit einigen Jahren bis in die heutige Zeit heißt es „Freddy Fresh Pizza“.

Text | Foto: Lothar Schmidt