Zeuge der Völkerschlacht: Torhaus Dölitz

Das Torhaus Dölitz in der Helenenstraße, das letzte noch erhaltene Gebäude in Leipzig, um das während der Völkerschlacht 1813 gekämpft wurde, ist auf das Jahr 1672 datiert. In den 350 Jahren seines Bestehens hat sich hier vielerlei ereignet.
Errichtet wurde das Torhaus vom Kaufmann Andreas von Winckler, dessen Vater Georg, ein Seidenwarenhändler, das Schloss Dölitz 1636 erworben und umgebaut hatte. Das Torhaus, damals auf einer von den zwei Armen des Pleißemühlgrabens gebildeten Insel stehend, sollte die Renaissance-Schlossanlage vervollständigen. Die Wincklers wirkten im 17. und 18. Jahrhundert als Ratsherren, Baumeister, Bürgermeister und Universitätsprofessoren in Leipzig und blieben fast 300 Jahre im Besitz des Gutes.
Bedeutung erlangten Schloss und Torhaus Dölitz während der Schlacht bei Leipzig, als hier am 16. Oktober heftige Gefechte um die Pleißenübergänge stattfanden. Österreichische Truppen überraschten die polnische Besatzung des Schlosses und setzten sich fest. Die polnischen Truppen hingegen besetzten den Ort und versuchten angestrengt, aber letztlich erfolglos, das Schloss zurückzuerobern. Die Dölitzer Einwohner litten schwer unter diesen Kämpfen.
26 Häuser wurden zerstört.
Lange Zeit waren die Kugelspuren am Dölitzer Torhaus noch erkennbar, gingen bei späteren Restaurierungsarbeiten jedoch weitgehend verloren. Ältere Abbildungen vermitteln aber auch heute noch eine Vorstellung von der Heftigkeit der Kämpfe um diesen Ort. Gedenktafeln in der Durchfahrt des Torhauses erinnern an die hier gefallenen österreichischen und polnischen Soldaten.
1929 erwarb die Stadt Leipzig das Rittergut, das Schloss wurde 1944 bei einem Luftangriff schwer beschädigt und 1947 abgebrochen. Nur das Torhaus blieb vom ehemaligen Gut übrig. Ende der Fünfzigerjahre zog eine Zinnfigurenausstellung mit dem Schwerpunkt Völkerschlacht in die Räume des Torhauses, die heute vom Verein der Zinnfigurenfreunde Leipzig e. V. betreut werden. Neben dem Völkerschlachtthema findet der Besucher in dem sehenswerten Zinnfigurenmuseum auch Dioramen zu anderen historischen Ereignissen.
Der Museumspfad „Völkerschlacht 1813“ verbindet das Torhaus Dölitz mit einem weiteren authentischen Zeugen der Kämpfe im Oktober 1813: Schloss und Torhaus Markkleeberg. Der Weg dorthin führt durch den agra-Park, der in seinem Ursprung auf den Leipziger Zeitungsverleger Paul Herfurth zurückgeht.
Text | Fotos: Dagmar Schäfer

Barocker Vordergiebel des Torhauses mit Halbsäulen, Vasenbekrönung, Sandsteinreliefs – und Kanonenkugeln