Paunsdorfs Gemeindevorstand Heinrich Robert Dölling (2. Teil)
Die Anbindung an die Leipziger Straßenbahn erfolgte 1896. Die Endstation befand sich 100 Meter östlich des Sellhäuser Friedhofs. Erst im I. Weltkrieg wurden die Gleise durch den Ort verlegt.
Aufgrund der höheren Anforderungen wurde 1900 ein Postamt III. Klasse anstelle der bisherigen Agentur in der Friedrichstraße 19 (ab 15. Dezember 1928 umbenannt in Am Bauernteich) bei der Fleisch- und Wurstfabrik Knoblauch eingerichtet (Fleischerei Knoblauch gehörte 1931 Willi und Meta Hehl, geb. Knoblauch, ab 1967 Herbert Otto und seiner Frau Gerda, geb. Hehl).
Ein Höhepunkt in Döllings Amtszeit war der Bau und die Einweihung des Rathauses 1912. Bereits 1907 erfolgte eine Ausschreibung für den Entwurf. Preisträger war der Leipziger Architekt Drechsler, der auch den Zuschlag für den Bau erhielt. Der Bau sollte ursprünglich neben dem vorhandenen Gemeindeamt in der Schulstraße (ab 1914 Döllingstraße) entstehen, aber der anstehende Verkauf des Brömmschen Gutes (vorher Rösch) an der Hauptstraße (ab 26. August 1929 Schwedenstraße) bot mehr Repräsentation und wurde getätigt.
Nach Querelen mit der vorgesetzten Amtshauptmannschaft Leipzig begannen 1911 die Bauarbeiten. Am 13. April 1912 war die Einweihung des Rathauses, welches vom nunmehr vorhandenen Wohlstand der Gemeinde kündete.
Ein unbequemer Partner und Widersacher Döllings war der Rittergutsbesitzer Woldemar Kärner. Obowohl die Prioritäten der Machtausübung durch Wegfall der Lehnsherrschaft klar geregelt waren, versuchte dieser immer wieder gegen die Gemeindeinteressen anzugehen.
Gegen das Errichten von Bordsteinen erhob er Einspruch, die Nutzung des Lehdenweges zur Abfuhr von Asche und Müll wurde untersagt, obwohl der Weg zur Hälfte der Gemeinde gehörte. Die Durchleitung von Wasserrohren über seinen Grund untersagte er, die Gemeinde schloss ihn deshalb nicht an die Wasserversorgung an. Er baute daher seinen Muldenbrunnen. Zum Entschlammen des Dorfteiches versagte er seine Dienste, die Beispiele könnten noch fortgesetzt werden.
Am 8. Mai 1914 ist wieder eine Gemeinderatssitzung im Rathaus von Paunsdorf, einberufen von den Gemeindeältesten Böttger. Das Thema ist diesmal das 25-jährige Dienstjubiläum vom Gemeindevorstand Dölling. Es wurde beschlossen: Vormittag 11 Uhr soll die Festsitzung am 17. Juni im Rathaus stattfinden. Dabei wurde eine Goldene Taschenuhr für 290 Mark mit Widmung überreicht. Die Schulstraße (heute von Kreuzung Am Bauernteich bis zum Ende am Wasserturm) und die Fleischergasse (heute von Theodor-Heuss-Straße bis Kreuzung Am Baunernteich) sollten in Döllingstraße umbenannt werden.
Als Gratulationsgäste waren eingeladen: Amtshauptmannschaft Leipzig, Schulvorstand und Lehrerkollegium Paunsdorf, Sparkasse Paunsdorf, Kirche Paunsdorf, Gemeindebeamte und Gutsbesitzer Woldemar Kärner.
Zum öffentlichen Kommers des Jubiläums am 17. Juni abends 81/2 Uhr im „Alten Gasthof“ waren dabei: Kirchenchor, Turngesangsverein, Sängerkreis. Es gab turnerische Aufführen und die Festansprache hielt Pfarrer Krickau von der Kirche Paunsdorf.
Text | Foto: Lothar Schmidt
Das Bild, ca. 1905, zeigt das Wohn- und Geschäftshaus vom Eigentümer Dölling in der Dresdner Straße 39, ab 1912 wurde diese Straße in Riesaer Straße umbenannt. Am rechten Bildrand das kleinere Haus Bauernteich 1, nach Abbruch erfolgte ein Neubau der Sparkasse.