Es ist kaum vorstellbar, dass sich Carl Gustav Carus in seinem von unglaublicher Schaffenskraft geprägten Leben auch einmal Ruhe gönnte:
Carus war Arzt, Naturforscher, Schriftsteller, Philosoph und Maler, schrieb über siebzig Bücher und Abhandlungen, schuf mehrere hundert Gemälde und Zeichnungen.
Geboren wurde Carl Gustav Carus am 3. Januar 1789 in Leipzig als Sohn eines Färbermeisters. Als die Eltern aus dem „Blauen Lamm“, seinem Geburtshaus im Ranstädter Steinweg, in ein Haus am Rosental zogen, erwachte in Carl Gustav eine tiefe Naturliebe, die ihn lebenslang begleitete.
Bereits in Kindertagen erhielt er vom Mediziner, Naturforscher und Kupferstecher Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau Anregungen im Zeichnen, die der Privatlehrer Athanasius Dietz, ein Schüler Adam Friedrich Oesers, weiter ausbildete und somit Grundlagen für Carus‘ spätere Vielseitigkeit schuf.
Mit fünfzehn Jahren immatrikulierte sich der Thomasschüler an der Universität Leipzig, interessierte sich für Physik, Chemie, Zoologie und Geologie, wechselte jedoch 1806 zur Medizin, da sein Vater auf klare Studienabsichten drängte. Er erwarb 1811 den philosophischen und medizinischen Doktortitel, habilitierte sich und entschied sich für die Geburtshilfe als künftiges Wirkungsfeld. Am Trierschen Entbindungsinstitut (der späteren Universitäts-Frauenklinik) wurde er Assistenzarzt, war zugleich als Armenarzt tätig und hielt darüber hinaus Vorlesungen über vergleichende Anatomie. Dennoch blieben die Einnahmen so kärglich, dass seine inzwischen gegründete Familie nur mit Unterstützung der Eltern zu ernähren war. 1813 leitete Carus ein französisches Militärhospital, infizierte sich mit Typhus und entging nur knapp dem Tod. Wieder genesen, folgte er 1814 dem Ruf nach Dresden als Professor für Geburtshilfe an der neu gegründeten Lehranstalt für Medizin und Chirurgie, Ursprung des heute nach Carl Gustav Carus benannten Dresdener Universitätsklinikums.
In der Haltung, neben dem Brotberuf seinen Neigungen zu leben, eiferte Carus seinem großen Vorbild Goethe nach, den er 1821 in Weimar besuchte. Bereits 1813 hatte Carus mit der Ölmalerei begonnen, wobei ihn der Maler Caspar David Friedrich stark beeinflusste.
Ab 1827 war Carus als königlicher Leibarzt tätig. Während er sich als Maler der objektiven Landschaftsinterpretation zuwandte, befasste er sich als Wissenschaftler mit Physiognomie und Psychologie. Dabei geriet er zuweilen auf wissenschaftliche Abwege, vor allem mit seiner haltlosen Behauptung, nur die Europäer seien kulturtragend.
In den 1865/66 erschienenen „Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten“ zog Carus Bilanz. Bis kurz vor seinem Tod war er als Arzt tätig, malte und forschte. Carl Gustav Carus starb vor 150 Jahren, am 28. Juli 1869, in Dresden.
Dagmar Schäfer
Abb.: Archiv der Autorin
Frühlingslandschaft im Rosental bei Leipzig. Carus schuf dieses Gemälde 1814 während seiner Genesung von der Typhuserkrankung