Paunsdorf gestern und heute: Vom Dorfteich zum Spielplatz (2. Teil)

Im 2. Teil berichten wir über das Handwerk und Gewerbe in den kleinen Häuschen rings um den Dorfteich. Wir beginnen unseren Rundgang an der heutigen Theodor-Heuss-Staße/Seegeritzer Straße. Damals noch die alte Straßenbezeichnung Hauptstraße (später Schwedenstraße/Teichstraße). In der Teichstraße Kataster-Nr. 52 befand sich die Butterkleinhandlung Anna Große. Später wurde sie unter Lebensmitel-Kleinhandlung geführt, auch unter dem Namen Max Große.
Daneben in der Kat.-Nr. 51 war der Dachdecker G. Richter, später Dachdeckerei Richter & Müller. Nach dem Gebäude zweigt die Kurze Gasse ab (später Häußlergasse). In dem Eckgebäude mit der Kat.-Nr. 9 war ab etwa 1875 eine Gaststätte und eine Materialwaren-Handlung, der Inhaber war Bernhard Dietze. In einem alten Adressbuch von 1879/80 lesen wir: B. Dietze Restaurateur und Materialhändler (Restaurateur ist eine frühere Bezeichnung für Gastwirt oder Schankwirt). Die Materialwarenhandlung wurde später umgebaut, ab 1906 war es dann die Fleischerei Bernhard Dietze.
1920 war Paul Fischer der neue Inhaber der Fleischerei und der Gaststätte „Zur Dorfschänke“. Im Nebengebäude, Kat.-Nr. 10, wurden ab 1830 bis 1850 in einem Hintergebäude die Paunsdorfer Schüler unterrichtet. Durch die ständig steigende Zahl der Schüler fand der Unterricht von 1850-1885 in einem neuen Schulgebäude in der Dresdner Straße 31 (ab Mai 1912 Riesaer Straße) statt.
Als in der Nr. 10 keine Schüler mehr unterrichtet wurden, hatte der Böttchermeister Eduard Just seine Werkstatt hier.
Ab 1927 übernahm Böttcher Arhtur Weber die Werkstatt. Im gleichen Grundstück war noch die Nutzholzhandlung Franz Eckelmann sowie in den Dreißigerjahren der Schuhmacher Max Münch.
In der Kat.-Nr. 11 war die Kolonialwaren- und Butterkleinhandlung Hermann Straube. Zwischen der Nr. 11 und 12 war ein Durchgang zum Gutspark. Ein Lagerplatz des Tiefbauamtes der Stadt Leipzig war in der Kat.-Nr. 12. Die Schlosserei Owald Kurth hatte ihre Werkstatt in der Nr. 13, auch als Rolläden + Jalousienbau bekannt.
Im Nebengebäude, der Kat.-Nr. 13 B, war schon immer die Dorfbäckerei August Grützner, später Albert Grützner. Im gleichen Haus befand sich später auch die Plättanstalt Gertrud Knoche. Daneben in der Nr. 14 war der Schneider Hugo Berger. In einem Adressbuch von 1908 ist dies vermerkt.
Das Städtische Versorghaus, auch Fürsorgehaus genannt, hatte die Kat.-Nr. 15. Hier wohnte der Paunsdorfer Straßenmeister Paul Knösig. Daneben in der Nr. 16 gab es eine weitere Plättanstalt von Jenny Röhrborn. Gegenüber auf der anderen Straßenseite war in der Nr. 49 ein Laden für Obst und Gemüse, die Inhaberin Frieda Malkomes. Daneben in der Nr. 47 B hatte Louise Gärlich um 1920 ein Kurzwarengeschäft. In einem Adressbuch lesen wir: Louise Gärlich Galanterie-, Kurz- und Lederwarenkleinhandlung.
An der Südseite des Dorfteiches, also an der Döllingstraße, gab es in der Nr. 7 ein Blumengeschäft. Im Laufe der Jahre hatte es verschiedene Inhaber: Martha Nitzschker, Herbert Meißner, Marta Fritsch, Alfred Utikal, Franz Meißner.
In der Nr. 5 wurden von Edmund Glöckner Holzschuhe hergestellt, sein Enkel Herbert bot später Arbeitsschutzkleidung an. Im Nebengebäude Nr. 3 war die Grünwarenhandlung von Anna Nottrodt, später Margarete und Rolf Berger. Hinter dem Grundstück der Dölllingstraße 5 hatte der Zimmermeister August Dorn seine Werkstatt mit Holzlagerplatz.
In der Teichstraße gründete am 7. April 1863 in einem kleinen Grundstück Johann Gottfried Böttger eine Schriftgießerei. Nach drei Jahren musste er wegen Platzmangel umziehen. Am Schluss war er in einem eigens errichteten großen Fabrikgebäude zwischen Johannes-Kärner-Straße und Böttgerstraße – allen Paunsdorfern als Böttgerhaus bekannt.

In früheren Zeiten gab es also um den Dorfteich ein plusierendes Leben. In der heutigen Zeit ist ein großer Teil der Altsubstanz abgebrochen. Eine Tischlerei ist der einzige Betrieb noch am Dorfteich.

Lothar Schmidt

Die historische Ansichtskarte um 1910 zeigt einen Blick über den Dorfteich in südlicher Richtung. Die kleinen Häuschen an der Südseite des Teiches sind alle abgerissen worden. Im Hintergrund links das Eckhaus mit den Türmchen Döllingstraße/Am Bauernteich. Im Hintergrund rechts die Mietshäuser Am Bauernteich 17 und 19.


Fotoarchiv: Lothar Schmidt