In den Tagen der Leipziger Schlacht 1813 fand Friedrich Rochlitz die Konzentration, ein Tagebuch über die „Tage der Gefahr“ zu schreiben und damit das Durchlebte festzuhalten und zu verarbeiten. Der Verfasser war zu dieser Zeit 44 Jahre alt und ein geachteter Musikschriftsteller sowie Förderer des Leipziger Konzertlebens. Durch die französische Besatzung verlor er fast die Hälfte seines Vermögens, aber seine Familie und sein Heim blieben ihm erhalten.
Friedrich Rochlitz wurde vor 250 Jahren, am 12. Februar 1769, in Leipzig geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf – sein Vater war Schneider. Begabung und Fleiß verhalfen ihm zu einer Freistelle an der Thomasschule, wo er eine musikalische Ausbildung erhielt. Nach einem Theologiestudium in Leipzig entschied er sich für die Existenz als freier Schriftsteller, verfasste Trauerspiele, Komödien, Romane, Novellen und Skizzen, arbeitete für Zeitschriften. Es gelang ihm, die Freundschaft Goethes zu erlangen, mit dem er bis zu dessen Tod korrespondierte. Für Rochlitz war Goethe zeitlebens das große Vorbild, Goethe schätzte den vielseitig gebildeten Rochlitz und holte dessen Urteile zu seinen neuesten Werken ein.
In den Jahren 1805/06 gab Rochlitz mit Wieland und Seume das „Journal für deutsche Frauen von deutschen Frauen geschrieben“ heraus, das er 1807/08 als „Selene“ und nach Unterbrechung 1817-1820 als „Frauenzimmer-Almanach zum Nutzen und Vergnügen“ fortsetzte. Eine seiner Autorinnen war die aus Leipzig stammende Schriftstellerin Benedikte Naubert, die bis kurz vor ihrem Tod 1819 anonym veröffentlichte. Rochlitz gehörte zu den wenigen „Eingeweihten“, die die wahre Identität der Verfasserin kannten, und war Naubert ein Freund und Förderer.
1809 heiratete Rochlitz Henriette Hansen, die als Witwe des Kaufmanns Friedrich Daniel Winkler ein großes Vermögen in die Ehe einbrachte und ihn aller finanziellen Sorgen enthob.
Verdienste um das Leipziger Musikleben erwarb sich Rochlitz mit der Leitung der „Allgemeinen musikalischen Zeitung“, die sich zur führenden Musikzeitschrift in Deutschland entwickelte, sowie als Mitglied des Direktoriums der Gewandhauskonzerte. Mit den Schriftstellern, Komponisten und Musikern seiner Zeit war er meist bekannt oder sogar befreundet – mit Carl Maria von Weber, Ludwig Spohr, E. T. A. Hoffmann. Als großes Erlebnis seiner Jugend bezeichnete Rochlitz den Besuch Mozarts in Leipzig 1789 – er erinnerte sich, wie Mozart in der Thomaskirche auf der Orgel phantasierte.
Friedrich Rochlitz starb am 16. Dezember 1842 in seiner Heimatstadt.
Dagmar Schäfer
Ansicht des alten Gewandhauses, wo Rochlitz als Mitglied des Direktoriums der Gewandhauskonzerte wirkte.
Abb.: Archiv der Autorin