Wichtigstes Projekt: Wohnungen für junge Leute schaffen
Am 7. November feiern die Streetworkerinnen vom suedpol ab 19.30 Uhr im Werk II ihren runden Geburtstag mit dem Connewitzer Kiez. Zum Projektgebiet gehören ebenfalls Lößnig, Dölitz sowie Marienbrunn. Es dürfte eine lange Fete werden, denn in 25 Jahren Straßensozialarbeit ist viel passiert. Vor allem wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher, von was für zentraler Bedeutung Wohnen für Jugendliche ist. Die eigenen vier Wände sind die Basis einer gesicherten Existenz. Stress mit den Eltern wird vermieden. Und es ist möglich, andere Probleme zu lösen – Schule, Ausbildung, Drogen, Schulden. Der Start ins Erwachsenenleben ist nicht immer rosarot. Jetzt, da der Wohnungsmarkt in Leipzig besonders eng ist und suedpol viel Überzeugungsarbeit geleistet hat, ist das Problem auch im Bewusstsein der Stadtverwaltung angekommen. Ein-Raum-Wohnungen – gut geeignet für Jugendliche – sind in Leipzigs Gründerzeitarchitektur selten, zu teuer und für Jobcenter-Kriterien zu groß. „Jugendliche mit Problemen stehen in der Schlange ganz hinten“, betont Guntram Fischer, Leiter des Projektes „Leipziger JugendWohnen“. Und Räumungen von Mietwohnungen beträfen besonders häufig Jugendliche bis 27 Jahre. Angefangen hat es bei suedpol mit der „Stö“. „Wir haben ein besetztes Haus betreut, begleitet und legalisiert zur Alternativen Wohngenossenschaft Connewitz“, blickt Fischer zurück. Das erste Jugendwohnprojekt mit der LWB neben der Straßensozialarbeit folgte 2001 und hieß „Krähenhütte“, weil es in der Straße „Bei der Krähenhütte“ in Dölitz angesiedelt war. Die Streetworkerinnen nahmen nun eine Zwischenposition ein, da sie Wohnraum an Jugendliche weitervermieteten und diese begleiteten. Ordnung, Sauberkeit, verträgliches Verhalten wollen ebenso erlernt werden, wie die Miete im Blick zu haben. So lange der Wohnungsmarkt entspannt war, konnten Jugendliche Mietschulden ansammeln, wie Nomaden weiterziehen und die nächste Wohnung „runter rocken“.
Die neue Krähenhütte entstand fünf Jahre später in der Bornaischen Straße 96. Da Wohnen für Jugendliche seinerzeit keine eigene Förderung erhielt, wurde das Haus zum Hotel für Fußballfans hergerichtet. Der Weltmeisterschaft sei Dank, wurden so teilweise Mittel für die Instandsetzung erwirtschaftet.
Mit dem Projekt „Leipziger JugendWohnen“ konnte suedpol endlich die nötige Förderung erhalten. Das Nachbarhaus Bornaische 98 wurde mit Hilfe von Bundesmitteln und gemeinsam mit Jugendlichen vom Netz kleiner Werkstätten ausgebaut. Sogar Ministerin Giffey kam zu Besuch. Nun sind die 19 Wohnungen der beiden Häuser offen für Jugendliche und junge Familien. Zusätzlich können drei Jugendliche in einer WG gemeinsam das Wohnen lernen. Bitter nötig, denn andere städtische Sozialangebote richten sich an andere Zielgruppen und sind für Jugendliche wenig geeignet, so Fischer.
Junge Leute legen selbst Hand an bei Renovierungs- und Sanierungsarbeiten.
Text | Foto: Frank Willberg